Schlägt ein Lied in allen Dinge,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.
Joseph von Eichendorf, Deutscher Dichter der Romantik, 1788-1857

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus
.
Joseph von Eichendorf, Deutscher Dichter der Romantik, 1788-1857.

Nicht müde werden
Sondern dem Wunder,
Leise wie einem Vogel,
Die Hand hinhalten
.
Hilde Domin, Deutsche Schriftstellerin, 1909-2006

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Rainer Maria Rilke, Lyriker, 1875-1926

Vom Bergwald komm ich, vom Felsen her –
Wie weit, wie weit ist mein Weg zum Meer
.
Johannes Trojan, Deutscher Dichter, 1837-1915

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fliessen.
Eduard Mörike, Deutscher Dichter, 1804-1875

Gib treulich mir die Hände,
sei Bruder mir und wende
den Blick vor deinem Ende
nicht wieder weg von mir.

Ein Tempel, wo wir knien,
ein Ort, wohin wir ziehn,
ein Glück, für das wir glühn,
ein Himmel mir und dir!
Novalis, Deutscher Lyriker und Philosoph, 1772-1801

Ich trage leicht an dem, was das Gericht
mir Schuld benennen wird: an Plan und Sorgen.
Verbrecher wär‘ ich, hätt‘ ich für das Morgen
des Volkes nicht geplant aus eigner Pflicht.

Doch schuldig bin ich anders, als ihr denkt,
ich musste früher meine Pflicht erkennen,
ich muss schärfer Unheil Unheil nennen –
mein Urteil hab ich viel zu lang gelenkt…

Ich klage mich in meinem Herzen an:
Ich habe mein Gewissen lang betrogen,
ich hab‘ mich selbst und andere belogen.

Ich kannte früh des Jammers ganze Bahn –
Ich hab‘ gewarnt – nicht hart genug und klar!
Und heute weiss ich, was ich schuldig war…

Albrecht Haushofer, Deutscher Geograph, im Widerstand gegen das NS Regime, 1862-1945